Die Geigerin und Bratschistin Luosha Fang entstammt einer Musikerfamilie. Ihr Großvater war von Alfred Wittenberg auf der Violine unterrichtet worden, einem Schüler Joseph Joachims, der 1939 zusammen mit anderen jüdischen Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland nach Shanghai entkommen war. Unter Anleitung ihres Vaters debütierte Luosha Fang als Achtjährige in ihrem Geburtsland China mit Mozarts Violinkonzert Nr. 3. Dank eines Stipendiums zog sie im Alter von 16 Jahren in die USA. Am Bard College Conservatory of Music studierte sie Violine bei Ida Kavafian und Arnold Steinhardt. Nach ihrem Abschluss am Bard College setzte sie ihre Studien am renommierten Curtis Institute of Music bei Ida Kavafian und Shmuel Ashkenasi fort. Zu jener Zeit begann sie ein Viola-Studium bei Steven Tenenbom. 2016 wechselte sie als Bratschistin in die Klasse von Nobuko Imai an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid.
Luosha Fang ist Gewinnerin verschiedener internationaler Wettbewerbe, sowohl als Geigerin als auch auf der Viola, darunter der Tokyo International Viola Competition 2018 und der Classic Strings International Competition 2019 in Wien. Die Astral Artists‘ 2013 National Auditions und den S&R Foundation‘s 2015 Washington Award hatte sie zuvor auf beiden Instrumenten gewonnen.
Als Geigerin trat Luosha Fang als Solistin unter anderem auf mit dem Saint Paul Chamber Orchestra, dem Atlantic Symphony Orchestra, dem Louisville Orchestra, dem West Virginia Symphony Orchestra und dem Bay-Atlantic Symphony Orchestra. Zusammen mit dem American Symphony Orchestra gestaltete sie die Uraufführung des Violinkonzerts Nr. 5 von Grażyna Bacewicz. Mit dem Albany Symphony Orchestra und der Geigerin Eunice Kim nahm sie George Tsontakis‘ Doppelkonzert „Unforgettable“ für das Label NAXOS Records auf. 2023 gastierte sie im Zuge der US-Erstaufführung von Kurtágs „Concertantes“ mit The Orchestra Now in der Carnegie Hall. Als Bratschistin war sie mit dem New Japan Philharmonic, dem Nagoya Philharmonic Orchestra, dem TOHO-Gakuen Orchestra, dem Hiroshima Symphony Orchestra, dem Slovak Radio Symphony Orchestra und dem Franz Liszt Chamber Orchestra zu erleben. Unter den ihr verbundenen Spielstätten sind die bedeutendsten der Welt, neben der Carnegie Hall etwa das Kennedy Center, die Library of Congress, die Kioi Hall in Tokio, De Bijloke in Gent, der Grazer und der Wiener Musikverein, die Elbphilharmonie in Hamburg, die Meistersingerhalle in Nürnberg, das Konzerthaus in Berlin, das Muzikgebouw in Amsterdam, die Wigmore Hall in London oder das Auditorio Nacional de Música in Madrid.
Luosha Fangs kammermusikalische Karriere begann bereits während ihres Studiums als Gründungsmitglied des Chimeng Quartetts, das 2010 die Silbermedaille beim Fischoff National Chamber Music Competition gewann. Seither steht die Kammermusik im Mittelpunkt ihrer Karriere. Auftritte führen sie regelmäßig zu den Festivals in Marlboro, Krzyzowa, Kronberg und Ravinia, zu den Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, dem ChamberFest West, dem East Neuk Festival in Schottland, Bard Music, Caramoor, Aspen, Music from Angel Fire, den Flagey Piano Days in Brüssel und Incontri in Terra di Siena. Unter ihren kammermusikalischen Partnern sind Größen wie Gidon Kremer, Christian Tetzlaff, Steven Isserlis, Antoine Tamestit, Mitsuko Uchida, Nobuko Imai, Viviane Hagner, Claudio Bohórquez, Matthias Kirschnereit, Pamela Frank, István Várdai, Akiko Suwanai, Andrei Ionita, Boris Giltburg und Mitglieder des Guarneri- und des Juilliard-Quartetts. In den Jahren 2021 und 2022 war Luosha Fang die Bratschistin des Pavel- Haas-Quartetts in Prag, mit dem sie Brahms‘ Streichquintett Nr. 2 in G-Dur op. 111 und sein Klavierquintett in f-Moll op. 34 aufnahm. Stets auf der Suche nach neuen künstlerischen Impulsen, arbeitete sie auch mit dem Almanac Dance Circus Theatre und der Bill T. Jones/Arnie Zane Dance Company zusammen. Am Bard College und an der University of Pennsylvania studierte sie Schauspiel und Theater.
Im Herbst 2019 wurde Luosha Fang eingeladen, als Dozentin für Violine und Viola am Bard College Conservatory of Music zu unterrichten. Sie spielt eine Violine von Gaetano Pollastri und eine Viola von Andrea Guarneri aus dem Jahre 1690.